journal.lu – 25.10.2016
INGO ZWANK
Monnerich und Schifflingen begrüßen Pilotprojekt der Polizei-Kommissariatszusammenlegung
Die Polizeireform nimmt jetzt erste Formen an, auch wenn erst am morgigen Donnerstag in der zuständigen Parlamentskommission die Reform in kompletter Form vorgestellt wird.
Im Rahmen der territorialen Neugliederung wird eine neue Ära für die Pilotgemeinden Monnerich, Schifflingen, Reckingen/Mess und Leudelingen eingeläutet. Die Kommissariate in Monnerich und Schifflingen sind zusammengelegt. Das Kommissariat wird, aus bautechnischen Gründen, physisch in Schifflingen an der bisherigen Adresse installiert. Die Zahl der Belegschaft wird von elf (fünf aus Monnerich und sechs aus Schifflingen) auf zwölf angehoben. Der gemeinsame Dienst läuft im November/Dezember an.
Positive News gibt es im sogenannten Betriebsstundenbereich zu melden: Die Dienststelle wird durchgehend, im Zweischichtbetrieb, entweder von 6.00 bis 20.00 oder von 7.00 bis 21.00 geöffnet sein. Bisher wurde lediglich im Rhythmus 8.00 bis 12.00 und 14.00 bis 18.00 gearbeitet, wobei es fixe öffentliche Öffnungszeiten zwischen 10.00 bis 12.00 und 16.00 bis 18.00 gab. Die vier betreuten Gemeinden (Monnerich, Schifflingen, Reckingen und bis auf Weiteres Leudelingen) werden weiterhin regional von der Escher Interventionszentrale rund um die Uhr abgedeckt. Nichts Neues demnach, was den Notruf belangt. Durch die Neugestaltung der lokalen Kommissariate in Monnerich und Schifflingen ergibt sich aber zusätzlich, unter anderem durch die höhere Flexibilität des Personalmanagements, eine bessere Polizeipräsenz, sprich ein Präsenz-Plus von 30 Stunden pro Woche, sagt die Polizeigeneraldirektion.

Monnerich und Schifflingen für Zusammenlegung
Der stellvertretende Polizeigeneraldirektor Dony Donven zeichnete bei der Vorstellung des Projektes ein ziemlich nüchternes Bild von der aktuellen Situation und den Herausforderungen, der die Polizei sich heutzutage stellen muss: Eine rasende demographische Entwicklung mit einer höheren Bevölkerungsdichte, unterschiedliche Arbeitsbelastung der vereinzelten Einheiten je nach geografischer Lage, was den gerechten Dienst am Bürger erschwert, kleine Kommissariatsbelegschaften (fünf oder sechs Polizisten), die sehr schnell aus organisatorischen Ursachen handlungsunfähig werden, neue Delinquenzphänomene, die allgemeine Kriminalitätsrate, neue nationale und internationale Aufgaben für die Polizei.
Die Polizei habe eine Leistungsgrenze erreicht, die, im Sinne des bestmöglichen qualitativen Sicherheitsangebots, nicht überschritten werden dürfte, besonders im Hinblick auf die verbesserte zukünftige Bürgernähe, die nicht an Strukturen gebunden sein dürfte, sondern einer allgemeinen Polizeimentalität entsprechen müsste, so sagte Donven.
„Diese Zusammenlegung beinhaltet, dass die Gemeinden Monnerich/Schifflingen und Reckingen/Mess unter der Führung eines Kommissariats laufen. Bis dato war das Kommissariat Monnerich ebenfalls für drei Gemeinden zuständig (Monnerich, Leudelingen und Reckingen/Mess)“, präzisiert die Monnericher Bürgermeisterin Christine Schweich. Nun werde sich das Kommissariat in Schifflingen befinden, wobei also die vier Dörfer der Gemeinde Monnerich (Foetz, Steinbrücken, Bergem und Monnerich) sehr schnell zu erreichen sein werden, sagte Schweich gegenüber dem „Journal“.
Die Reform bringe auch mit sich, dass in zwei Schichten gearbeitet werde und somit längere Öffnungszeiten im Kommissariat entstehen würden. „Mehr Polizeipatrouillen können auf dem Terrain präsent sein, die administrative Arbeit wird effektiver sein“, so Schweich. „Demnach ist es von Vorteil für die Bürger aus Monnerich.“
Nicht zu vergessen sei, dass nachts und am Wochenende immer noch die Polizei aus Esch zuständig sei. „Den Bürgern ist es egal, von wo die Polizei kommt, wenn sie gebraucht wird. Hauptsache, sie ist schnellstmöglich an Ort und Stelle. Denn meistens kann man sich den Zeitpunkt der Intervention der Polizei nicht aussuchen“, sagt Schweich.
Bis dato sei das Kommissariat in Monnerich manchmal in einer schwierigen Lage gewesen, „da nicht genügend Polizisten vor Ort waren, um auf Streife zu fahren und gleichzeitig das Büro geöffnet zu haben, dem wird mit der Reform entgegengewirkt“, beschreibt Schweich die Zukunft. Demnach stehe die Gemeinde Monnerich der Polizeireform äußerst positiv gegenüber. Man sei froh, dass der öffentliche Dienst für die Bürger auf diese Art und Weise ausgebaut werde.
Auch in Schifflingen begrüße man die Territorialreform, wie es aus dem Rathaus heißt. Man sei überzeugt, dass deren Umsetzung eine ganze Reihe von Vorteilen für die Sicherheit in der Gemeinde mit sich bringen werde. Erweiterte und flexible Öffnungszeiten bedeuten zum Beispiel einen verbesserten Dienst am Bürger. „Mehr Präsenz in der Ortschaft bedeutet mehr Bürgernähe“, wie gegenüber dem „Journal“ ausgeführt wird. „Wir sehen der weiteren Entwicklung im Zusammenhang mit der Territorialreform sehr positiv entgegen, da das Verhältnis zwischen Bevölkerung und Polizei durch die Reform eine verbesserte zwischenmenschliche Dimension erhalten wird und das Sicherheitsgefühl der Bürger dadurch verstärkt wird.“
Polizeigewerkschaft sieht noch große Fragezeichen – vor allem in Personalfragen
Eine Notwendigkeit der Gebietsreform hat auch die Polizeigewerkschaft SNPGL durchaus erkannt. „Uns fehlen einfach die Beamten“, sagt der SNPGL-Präsident Pascal Ricquier, „wenn wir mehr Beamte hätten, müssten wir diese Reform bezüglich der Kommissariate gar nicht machen.“ Im gleichen Atemzug lobt er die Anstrengungen des zuständigen Ministers Schneider, um genau diesem Manko personaltechnsich entgegenzuwirken. Allerdings zeichnen sich in dem Pilotprojekt bereits erste Probleme ab. „Wenn Schifflingen und Monnerich zusammengelegt werden, dann werden aus zwei ein Kommissariat. Schifflingen als auch Monnerich hatten bisher einen Dienststellenleiter. Der Kollege aus Schifflingen geht bald in Pension. Doch nun wird die Chef-Stelle für die neue Wache komplett ausgeschrieben. Auch der Chef von Monnerich musste sich wieder bewerben. Was passiert nun, wenn ein anderer genommen werden sollte. Was passiert mit den Chefposten des Kollegen aus Monnerich?“, fragt sich die Gewerkschaft mit dem Verweis darauf, dass der Chefposten ja quasi bereits besetzt ist und der Beamte nicht entsprechend degradiert werden kann. Nach „Journal“-Informationen sollen sich vier Beamte auf den „neuen Chefposten“ beworben haben. „Es gibt noch einige große Fragezeichen in Bezug auf diese Gebietsreform“, so Ricquier abschließend.
Am morgigen Donnerstag, 14.00, wird sich die „Commission de la Force publique“ des Parlaments mit drei Vorlagen (7040, 7044 und 7045) zum Thema Polizeireform beschäftigen