Neue Fassade für neues Haus
Inwieweit sich die Polizei von diesem Logo verabschiedet, wird das Ergebnis der Ausschreibung zeigen.
Foto: Anouk Antony
(str) – Am Dienstag vor einer Woche lief die Ausschreibung zur Entwicklung einer neuen „visuellen Identität“ für die „Police Grand-Ducale“ aus. Rund ein Dutzend Dossiers sind fristgerecht eingegangen.
Die Verantwortlichen aus Ministerium und Polizei werden sich jetzt mit der Frage auseinandersetzen müssen, welche „Fassade“ sich die Polizei in Zukunft geben wird. Denn genau das soll es sein: eine neue Optik, die den versprochenen grundlegenden Veränderungen des Polizeiapparats entspricht.
Es ist ein ambitioniertes Projekt. Das von den kreativen Agenturen erhoffte Designpaket soll den gesamten optischen Auftritt der Polizei überdenken: von der Baseline „Aktiv fir méi Sécherheet“, über die Aufmachung von polizeilichen Dokumenten, den Briefkopf, die Beschriftung der Dienstfahrzeuge, die Ausstattung der Kommissariate, die Infostände bei Veranstaltungen, bis hin zur Gestaltung der Notrufsäulen vor den Polizeiwachen.
Zudem soll die „Police Grand-Ducale“ auch eine neue Webpräsenz erhalten und sowohl das Bild- als auch das Videomaterial einem homogenen Stil entsprechen. Erwünscht ist ein Gesamtbild – nicht nur ein Logo.
Zusammengeflickte Lösung
Bislang entsprach das „Branding“ der Polizei eher einer praktischen und eigentlich recht zusammengeflickt wirkenden Lösung. Die „visuelle Identität“ der Polizei beschränkte sich vorrangig auf das militärisch anmutende Emblem: das Landeswappen mit dem „Roude Léiw“ getragen von Eichenlaub und Degen.
Als die „Police Grand-Ducale“ am 1. Januar 2000 aus der Fusion von „Gendarmerie Grand-Ducale“ und der kommunalen Polizei hervorging, wurde das Emblem auf die Dienstwagen geklebt und diese dann mit einem roten und einem blauen Streifen versehen. Das Rot kam vom Polizeikorps, das Blau von der Gendarmerie, damit auch optisch nach der Fusion niemand zu kurz kam. Als Logo diente das Emblem vor einer rotweißblauen Fahne.
Polizei mit Vision
17 Jahre nach der Fusion und im Gleichschritt mit einer Reform, die den Machern zufolge die Polizei grundlegend verändern soll, ist das nicht mehr genug. Es gibt eine „neue Vision“ der Polizei, und die soll auch nach Außen getragen werden – via „Rebranding“. Doch wie sieht die neue Philosophie der Polizei aus?
„Eine Polizei“
Zunächst einmal soll die Polizei nach Außen als einheitlicher Korps auftreten. „Eine Polizei“, lautet daher auch die Devise. „Dem Bürger muss es egal sein, an welche Polizeieinheit er sich wendet; er muss die Hilfe bekommen, die er braucht“, hieß es bei den öffentlichen Informationsversammlungen zur Reform. Der Bürger müsse in jedem Polizisten einen Ansprechpartner finden. Das Mantra zur Reform: „Wo Polizei drauf steht, muss auch Polizei drin sein.“
Deshalb sollen auch künftig alle Kommissariate die gleichen Aufgaben und Dienstleistungen anbieten und auch die Polizeibeamten die gleiche Uniform tragen. Was nach außen gilt, wird genauso nach innen getragen: Der Betrieb soll mehr zusammenwachsen, so die klare Ansage, und nicht weiter in eine x-beliebige Zahl von Unterorganisationen unterteilt bleiben.
Neue Befehls- und Organisationsstrukturen sollen denn auch darauf ausgerichtet sein, die Koordination und den Zusammenhalt zu optimieren. Dem Versprechen der Vordenker der Reform nach soll sich jeder Mitarbeiter, vom Ermittler zum Verkehrspolizisten, von der Sekretärin bis zur Putzfrau in dem runderneuerten Betrieb wiederfinden können.
Mehr Disponibilität
Ein zweiter Schwerpunkt der Reform betrifft die Disponibilität. Auch in diesem Zusammenhang soll eine „Vision“ nach außen und nach innen vermittelt werden.
Die Polizei müsse jeden Tag rund um die Uhr für den Bürger verfügbar sein. Ein Detail: Ist ein Kommissariat während der Funktionszeit von 7 bis 21 Uhr unbesetzt, verbindet der Klingelknopf vor der Tür den Bürger nicht mehr mit dem nächstgelegenen Einsatzzentrum, sondern mit einer Polizeistreife der Wache, so dass direkt geholfen werden kann.
Mehr Disponibilität müsse aber auch bedeuten, dass Polizisten sich für neue Herausforderungen bereit halten und für ihre Kollegen da sind, wurde polizeiintern klargestellt. Sie sollen Verantwortung übernehmen und sich persönlich einbringen.
Bessere Dienstleistung
Für den Bürger will man zudem den Kontakt zur Polizei vereinfachen. Das geht von den erweiterten Öffnungszeiten der Kommissariate und dem Angebot, Termine mit Polizisten zu vereinbaren, bis hin zur Möglichkeit, verschiedene Strafanzeigen auf elektronischem Weg erstatten zu können.
Intern soll die Organisation in dem Sinne optimiert werden, dass der ganze Apparat nur ein Ziel verfolgt: Die Arbeit auf dem Terrain bestmöglich zu unterstützen. Zudem setzen die Verantwortlichen auch umfangreiche Mittel für die Aus- und Fortbildung der Polizisten ein – u. a. auch damit ihr Auftreten in der Öffentlichkeit den gewünschten Veränderungen entspricht. Mit der Reform will sich die Polizei auch fit für neue gesellschaftliche Phänomene machen.
Bereit für die Zukunft
Das betrifft nicht nur die Kriminalitätsbekämpfung, sondern auch ihre Einstellung gegenüber den neuen Gewohnheiten der Menschen. Auch intern muss dem Rechnung getragen werden. Dabei sind die Tätowierungen von Polizisten ebenso ein Thema, wie etwa die Frage, ob Polizistinnen Kopftuch tragen können.
Und diese Vision sollen Grafiker, Designer und sonstige kreative Köpfe beim „Rebranding“ in einem visuellen Paket zusammenpacken. Sie müssen darüber hinaus die Kommunikationsstrategie der Polizei berücksichtigen, sowie die Erwartungen der Bürger an die Sicherheitskräfte, wie sie bei mehreren Umfragen festgehalten wurden, und – last but not least – sollten sie auch darauf achten, dass das neue „Corporate Design“ der Polizei nicht im Widerspruch zum „Nation Branding“ steht.
Eine Million Euro sind für die Herausforderung geboten, dem alten aber runderneuerten Haus „Polizei“ eine neue Fassade zu verschaffen. Das Budget muss dabei das Gesamtpaket abdecken, vom Entwurf der „visuellen Identität“, bis hin zur Umsetzung und Implementierung.
Die Ausschreibungsfrist ist abgelaufen. Die Auswahlprozeduren haben begonnen. Bis zu einer Entscheidung dürfte es dann wohl nicht mehr allzu lange dauern.