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Unter der Telefonnummer 12321 hilft Polizei-Bär Bobby Kindern in schwierigen Situationen

V O N  D I A N E  L E C O R S A I S

Seit nunmehr 20 Jahren ist Polizei-Bär Bobby im Dienst. In den Neunzigerjahren im Fernsehen berühmt geworden, hat seine Bekanntheit im Laufe der Zeit etwas nachgelassen. Doch Bobby ist nach wie vor für Kinder in Notsituationen im Einsatz – und das jetzt 24 Stunden am Tag.

 

Wenn ein Kind etwas Schlimmes erlebt hat, Angst verspürt oder einen Rat braucht, ist es wichtig, dass es sich jemandem anvertrauen kann. Doch nicht immer sitzt der richtige Ansprechpartner zu Hause. Was viele nicht wissen: Ihnen kann der Polizei-Bär Bobby helfen. Bobby hat seine eigene Telefonnummer – die 12321 – und ist jederzeit erreichbar.

„Die Aktion Bobby ist für Kinder, die eine Frage haben, auf die sie anderswo vielleicht keine Antwort bekommen. Oder die lieber mit einer neutralen Person sprechen möchten. Kinder haben ihre Gründe, wenn sie mit jemandem nicht über etwas reden wollen“, erklärt Esther Conrardy. Sie ist Chefkommissarin bei der „Protection de la jeunesse“ der Kriminalpolizei, in deren Zuständigkeitsbereich sexueller Missbrauch, Misshandlungen, Vernachlässigungen und andere Verbrechen, die Minderjährige betreffen, fallen.

Es sind die zehn Ermittler dieser Abteilung der „Police judiciaire“, sieben Frauen und drei Männer, die hinter „Bobby“ stecken. Sie übernehmen jeweils eine Woche lang die Bereitschaft der Bobby-Hotline und beantworten die Anrufe

in Bobbys Namen – stellen dabei aber immer klar, dass es jemand von der Polizei ist, der am Hörer ist, unterstreicht Esther Conrardy.

Brauch’s du Hëllef, ruff mech un“: Bobby ist Tag und Nacht Ansprechpartner für Kinder in Not. Hinter der Aktion stecken die Ermittler der Abteilung „Protection de la jeunesse“ der Kriminalpolizei. (FOTO: G. HUBERTY)

TV-Auftritte in den Neunzigern

Doch wer ist dieser Bobby überhaupt? Bobby ist ein Bär – und Mitglied der Polizei. Sein Name stammt aus dem Englischen, Polizisten werden in Großbritannien auch „Bobby“ genannt. „Ziel ist, dass die Kinder Vertrauen in die Polizei haben, dass sie keine Angst haben und nicht denken, die Beamten seien nur da, um Strafen zu verteilen“, erklärt Esther Conrardy.

Eigentlich ist Bobby schon 20 Jahre alt. Die Rufnummer wurde zur „Rentrée“ 1997 ingeführt, auf Initiative von drei Beamten, die damals in der Jugendschutzabteilung der Kriminalpolizei tätig waren. Im Ausland hat es zu diesem Zeitpunkt bereits ähnliche Initiativen gegeben. Zwar bieten hierzulande auch zu dem Zeitpunkt schon verschiedene Vereinigungen telefonische Unterstützung für Kinder und Jugendliche an – Beispiele sind das „Kannerjugendtelefon“ oder „SOS Détresse“. Mit der „Aktioun Bobby“ sollte jedoch auch eine staatliche Initiative hinzukommen.

In seinen Anfangsjahren war Bobby übrigens auch so etwas wie ein Fernsehstar – mit ernstem Hintergrund. So manch einer dürfte ihn noch von seinen Auftritten bei „RTL Télé Lëtzebuerg“ kennen. Damals war Bobby auch präventiv unterwegs. Er gab den Kindern Ratschläge, erklärte ihnen, was sexueller Missbrauch überhaupt ist und wie sie sich verhalten oder wehren können, wenn sie Opfer geworden sind.

Mit seinen Auftritten bei RTL wurde Bobby damals sehr bekannt. Im Schnitt gingen zu Beginn etwa 600 Anrufe pro Jahr ein, einmal sogar über 1 800, berichtet Esther Conrardy. Bobby gibt es auch in Plüsch, mit einem T-Shirt, auf dem seine Telefonnummer abgedruckt ist. Die Zahl der Anrufe ist in den vergangenen Jahren jedoch abgeflaut. Nicht nur über ihn, sondern auch mit ihm wurde weniger gesprochen.

Dies hängt vielleicht auch damit zusammen, dass Bobby zunächst nur zu Bürozeiten den Telefonhörer abnahm. Eine Statistik wurde zuletzt denn auch nicht mehr geführt. Doch es gibt Bobby nach wie vor. Und nun, im Zuge der Polizeireform, soll er auch wieder bekannter werden. Zudem ist Bobby jetzt rund um die Uhr, an sieben Tagen in der Woche, erreichbar. „Ein Kind kann zu jedem Moment in Not sein“, sagt Esther Conrardy. Aber auch Erwachsene dürfen sich an Bobby wenden. Bobby ist allerdings nicht mit dem Polizeinotruf zu verwechseln: Bei akuten Notfällen gilt es, die 113 zu wählen.

 

Abwägen und sofort reagieren

 

Doch was geschieht konkret, wenn ein Anruf auf der Nummer 12321 eingeht? Es ist Aufgabe des Ermittlers, die Situation einzuschätzen, sich zu überlegen, wie er dem Kind helfen kann und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Der Beamte muss demnach stets eine kleine Ermittlung in die Wege leiten und entscheiden, wie reagiert wird, erklärt die Chefkommissarin. Liegt eine imminente Gefahr vor, wird zum Beispiel ein Streifenwagen vorbeigeschickt. Ist am anderen Ende der Leitung nur ein Schluchzen zu hören, gilt es herauszufinden, wer am Telefon ist.

Gehandelt wird immer. Gegebenenfalls reicht es jedoch bereits aus, wenn der Beamte dem Kind zuhört. Falls etwa ein Kind anruft, weil es Probleme mit einem Mitschüler hat, erklärt der Ermittler, wie es sich verhalten kann und steht ihm unterstützend zur Seite. Und wenn die Kriminalpolizei nicht der richtige Ansprechpartner ist, kann das Kind an eine andere Einrichtung oder Vereinigung weitergeleitet werden.

 

Ein Fall für die Staatsanwaltschaft

 

In einer „Hetzjagd“ sollen und können die Anrufe jedoch nicht münden, erklärt Esther Conrardy. Die Beamten würden mitunter mit schwerwiegenden Anschuldigungen konfrontiert. Deshalb müsse sich die Person am anderen Ende der Leitung stets zu erkennen geben. „Wir können uns nicht täuschen lassen und bei einem anonymen Anruf nicht eine riesige Untersuchung einleiten“, erklärt die Chefkommissarin.

So oder so: Ermittelt wird immer „à charge“ und „à décharge“. Im besten Fall stellt sich am Schluss heraus, dass kein Verbrechen stattgefunden hat. Dies ist aber leider nicht immer so. „Wir hatten Fälle, die nachher bei der Staatsanwaltschaft gelandet sind“, sagt Esther Conrardy. In deren Auftrag agiert die „Protection de la jeunesse“ der Kriminalpolizei nämlich. „Wenn wir von einer Straftat erfahren, sind wir dazu verpflichtet, dies weiterzuleiten. Das ist nicht anders als bei einer anderen Straftat. Wir sind verantwortlich und wir reagieren. Dies auch, um zu verhindern, dass sich ein Vorfall wiederholt.“

 

Source Wort.lu

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