PRESSE Wort.lu Geschichte hinter Gittern

Polizeimuseum in Verlorenkost bleibt weiterhin für Besucher geschlossen

V O N  N A D I N E  S C H A R T Z

Seit mehr als einem Jahr ist das Polizeimuseum in der Hauptstadt geschlossen. Die Verantwortlichen kämpfen seitdem für den Erhalt der Ausstellung. Doch in dem Dossier herrscht Stillstand. Die Zukunft des Museums bleibt demnach weiter ungewiss.
„Bis auf Weiteres leider keine Führung“, heißt es auf der Internetseite der Vereinigung Le Musée de la Police grand-ducale. Besichtigungen durch die im Jahr 2010 eröffnete Ausstellung dürfen seit Dezember 2016 nicht mehr organisiert werden, da das Gebäude an der Ecke zur Rue Marie et Pierre Curie in der Hauptstadt als baufällig ausgewiesen wurde. Hinter den verschlossenen Mauern verblasst seitdem die Geschichte von Gendarmerie und Polizei. Aufgeben wollen die Verantwortlichen aber nicht.
„Es ist einfach unverständlich, dass wir keine Führungen mehr durch das Gebäude machen dürfen“, sagt Charles Manderscheid, Vorstandsmitglied der Vereinigung. Das Gebäude aus den 1950er- Jahren sei zwar nicht mehr das neueste, aber alles andere als baufällig, meint er.
Und das nicht ohne Grund: In einer Bestandsanalyse des Gebäudes haben das Denkmalschutzamt und die Commission des sites et monuments  ationaux (Cosimo) festgehalten, dass dieses unter anderem durch seine Architektur, die ursprünglichen Aufzüge, die Wandmalereien sowie die Anbindung an die Kasematten durchaus geschützt werden könnte. Auch der sogenannte Betonpilz im Innenhof, der als Tankstelle genutzt wurde, ist in der gesamten Großregion einzigartig.

Spielball der Ministerien

Doch in einer zweiten Bestandsaufnahme wurde das Gebäude als veraltet beschrieben, zu einem späteren Zeitpunkt sogar als baufällig bezeichnet. Zudem wurde unterstrichen, dass es unter anderem an den erforderlichen Notausgängen und einer Notbeleuchtung fehle. Zudem sei ein Heizungsrohr
kaputt und der Beton bröckele an einer Stelle. „Dies alles sind Kleinigkeiten, die ohne große Ausgaben repariert werden können“, erklärt Vizepräsident
Camille Diener.
Ohnehin erscheint die Aussage, dass das Gebäude baufällig sei, den Verantwortlichen eher als eine Ausrede dafür, dass auf dem Areal Wohnungen entstehen sollen. Immerhin sei aus einer Antwort auf eine parlamentarische Frage an das Kulturministerium hervorgegangen, dass man das Gebäude nicht klassieren wolle, um künftigen Projekten auf dem Grundstück nicht im Wege zu stehen. Wirklich laut ausgesprochen wurde dies bis dato jedoch noch nicht.
„Hinzu kommt, dass im Laufe der Zeit gleich mehrere Ministerien sich mit dem Dossier befasst haben.“, erklärt Diener. So sei dieses vom  Kulturministerium über das Nachhaltigkeitsministerium zum Innen- und letztlich zum Finanzministerium weitergereicht worden. „Wir sind zum Spielball der Ministerien geworden, aber ins Rollen kommt das Projekt nicht“, so Camille Diener.
Lediglich Nachhaltigkeitsminister François Bausch hatte im vergangenen Juni darum gebeten, alternative Standorte einzureichen. Daraufhin habe man im Juli die ehemaligen Kasernen in Walferdingen und die Rotonde 2 vorgeschlagen. Auf eine Antwort wartet der Vorstand zwar bis heute, aber man ist sich einig: „Jedes neue Gebäude ist mit hohen Ausgaben verbunden.“ Und: „Das aktuelle Museum mit dem Schießstand, den Garagen und den Büros spiegelt die Geschichte im Detail wider. Authentischer geht es nicht“, erklärt Charles Manderscheid.

1. Ob Uniformen, Fotoapparate oder Schriftstücke – im Museum sind über 5 000 Exponate zu sehen.

2 Sie setzen sich für den Erhalt der Ausstellung ein:  Camille Diener, Viviane Eschenauer und Charles Manderscheid (v.l.n.r.).
3 Aus zwei alten Transportern wurde ein Anhänger angefertigt.

4 Das Gebäude selbst soll baufällig sein.
(FOTOS: C. MARTIN)

800 Besucher pro Jahr

Das Interesse an der Ausstellung bleibt unterdessen ungebrochen. „Immer wieder bekommen wir Anfragen für Visiten“, erklärt er. In den vergangenen Jahren haben im Schnitt 800 Personen jährlich an einer Führung durch das Gebäude teilgenommen. Die nun erforderlichen Absagen bringen mit sich, dass eine der einzigen Einnahmequellen des Vereins verloren; die Touren wurden zwar kostenlos organisiert, aber die Besucher konnten einen Obolus in der Vereinskasse entrichten.
„Wir werden weiter für das Museum und den Erhalt des Erbgutes kämpfen“, betont Camille Diener. Pläne für die nächsten Jahre gibt es auf jeden Fall genug.

DER KOMMENTAR

Das Alte bewahren

VON NADINE SCHARTZ

Zugegeben, das Polizeimuseum ist von außen recht unscheinbar. Was sich aber in dem Gebäude befindet, ist mehr als ein Schatz. Hier lebt noch der Geist vieler Gendarmen und Polizisten. Die Geschichte wird nicht nur durch die Sammlerstücke am Leben gehalten, sondern durch die Anekdoten und Erinnerungen an jene Zeit, in der die historischen und einzigartigen Gemäuer noch genutzt wurden. Heute kämpft eine Handvoll Freiwilliger dafür, dass die Erinnerung an die Vergangenheit auch in Zukunft bestehen bleibt. Szenenwechsel: In Senningen zeugt ein Museum von der Entwicklung des  Feuerwehrwesens und birgt zahlreiche Raritäten. Auch dort geht die Initiative von Privatpersonen aus. Viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit wurden geleistet, um den Interessierten die Vergangenheit näher zu bringen. Aber, wäre es nicht am Staat, dieses Erbgut auch für die nachfolgenden Generationen in den Fokus zu rücken? Gehören Gendarmerie, Polizei, Feuerwehrund Rettungswesen nicht zur Geschichte des Landes? Die Pläne des einst vorgesehenen gemeinsamen Polizei-, Zoll-, Postund Rettungsdienstmuseums in Petingen sind längst in der Schublade verschwunden. Zurück bleibt der fade Beigeschmack, dass das Vergangene nicht interessant genug oder einfach nur zu teuer ist, um sich darum zu bemühen. Umso  lobenswerter ist das Engagement jener Personen, die sich genau dafür einsetzen und die Geschichte mit ihren Initiativen am Leben halten.

 

Source Wort.lu

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