PRESSE Wort.lu „Ich will einfach nur zur Ruhe kommen“

Lokales 24.02.2018

Der fälschlicherweise nach dem tragischen Unfall in Lausdorn verdächtigte Mann leidet nach der Festnahme und dem anschließenden Verhör an Panikattacken.

Auch wenn sein Leiden in keinem Verhältnis zu jenem der anderen Beteiligten des tragischen Unfalls auf der N 7 bei Lausdorn steht, ist auch er ein Opfer: jener Mann, der am Tag nach dem Unglück fälschlicherweise als mutmaßlicher Täter an seinem Arbeitsplatz festgenommen und anschließend mehrere Stunden lang verhört wurde.

Festnahme am Arbeitsplatz

Wie es scheint, hatten Polizeibeamte seine Festnahme bei der Staatsanwaltschaft beantragt, weil ihnen bekannt war, dass er einen Wagen besitzen würde, der auf die Beschreibung jenes Fahrzeugs passte, das vor einer Polizeikontrolle gewendet hatte und so der Auslöser war für eine Verfolgungsjagd, die für einen Polizisten tödlich endete.

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Zehn Tage nach dem Unfall sind die Spuren am Ort des Geschehens noch deutlich zu sehen.
Foto: Alice Enders

Dabei hatten die Beamten es aber offensichtlich unterlassen, weitere Überprüfungen durchzuführen, die schnell dazu geführt hätten, dass klar gewesen sei, dass es mehr als nur einen Audi S5 Sportback in navarrablau im Land gibt.

Er wurde an seinem Arbeitsplatz abgeführt und festgenommen. Dann brachten ihn die Polizisten nach Hause, wo er zweieinhalb Stunden lang einem Verhör unterzogen wurde. Als sich zeigte, wie dünn die Beweislage tatsächlich war, zogen die Beamten ab. Der tatsächliche Täter wurde Stunden später festgenommen.

Immer wieder im Fokus

„Ich dachte, ich würde das alles besser verkraften“, meint er. „Ich bin auch gleich am Montag wieder arbeiten gegangen.“ Doch da die Geschichte im Norden des Landes, wo jeder jeden zu kennen scheint, die Menschen sehr aufgewühlt hat, wird er als Fachverkäufer in der Metzgerei eines großen örtlichen Einkaufszentrums permanent mit dem Geschehenen konfrontiert. Entweder, weil die Menschen mit ihm oder über ihn sprechen.

Seine völlig überraschende Festnahme und Beschuldigung ist nicht spurlos an ihm vorbei gegangen. „Da kommen manchmal so Attacken“, erzählt er. „Urplötzlich schießt der Blutdruck in die Höhe. Als Sportler weiß ich, wie man damit umgeht, ruhig atmen, versuchen runterzukommen.“ Aber das klappt nicht jedes Mal. „Dann wird man morgens wach, und fühlt sich, als habe man 200 Kilometer auf dem Fahrrad abgestrampelt.“

Eine Krankschreibung sei auch keine Lösung. „Ich mag meinen Beruf“, sagt er. „Was soll es denn bringen, wenn ich jetzt den ganzen Tag zu Hause bleibe? Dann bin ich dazu noch eingesperrt. Nein, das macht es mit Sicherheit nicht besser“, meint er.

Entschuldigung am Telefon

Am vergangenen Dienstag haben sich die Polizisten bei ihm gemeldet, die ihn drei Tage zuvor fälschlicherweise festgenommen und beschuldigt hatten, der Verursacher des tödlichen Unfalls aus der Nacht zuvor zu sein.

„Am Telefon erklärte mir einer der Polizisten, es tue ihm leid, dass das so gelaufen ist“, führt der Mann aus. „Aber was soll ich sagen? Ja, okay, danke!“

Im Nachhinein seien jetzt alle sehr nett zu ihm. Es sei aber auch deutlich, dass diese Festnahme nie hätte erfolgen dürfen, dass Fehler geschehen sind.

„Die Menschen sagen zu mir, ich solle Anzeige erstatten“, erläutert der Mann. „Aber was soll das bringen? Tue ich mir damit wirklich einen Gefallen? Eigentlich will ich nur noch zur Ruhe kommen.“

Source Wort.lu

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