PRESSE Wort.lu Die Stille nach den Schüssen

Der Fahrer dieses Wagens soll versucht haben, einen Polizisten zu überfahren. Dabei wurde er erschossen.

Foto: Guy Jallay
Der Fahrer dieses Wagens soll versucht haben, einen Polizisten zu überfahren. Dabei wurde er erschossen.
LOKALES 11.06.2018 Steve REMESCH
Am 11. April versucht ein Mann, einen Polizisten in Bonneweg zu überfahren, und bezahlt dies mit seinem Leben. Bis heute bleiben die Hintergründe des Vorfalls unklar.

Am Montag auf den Tag genau vor zwei Monaten ist es in Bonneweg zu einem Vorfall gekommen, der das Leben von zwei Menschen für immer verändert hat: Ein Mensch starb durch eine Kugel, ein zweiter Mensch muss damit leben, einem anderen das Leben genommen zu haben.



Viel Handfestes ist aber auch zwei Monate nach den Geschehnissen nicht bekannt – wenn auch vieles darauf hindeutet, dass der Polizist tatsächlich in absoluter Notwehr geschossen hat. „Es ist verfrüht, zu diesem Zeitpunkt eine Stellungnahme abzugeben“, heißt es von der Pressestelle der Justiz. „Die Fakten, die bislang auf dem Tisch liegen und, die noch kein vollständiges Bild ergeben, sind exklusiv für den Untersuchungsrichter gedacht. Von dem Moment an, wo dies opportun ist, werden wir es nicht versäumen, zu kommunizieren.“

 Streben nach Transparenz

Die Untersuchungen werden von der Inspection générale de la police (IGP) geführt – also der Abteilung für interne Ermittlungen, da ja ein Polizist den Schuss abgegeben hat. In ihrem Jahresbericht hebt die IGP denn auch mehrfach ihr unbedingtes Streben nach Transparenz hervor. Wie diese Nachvollziehbarkeit aussieht, stellt die Behörde etwa dadurch unter Beweis, indem sie geruht, Presseanfragen gänzlich unbeantwortet zu lassen.



Um dem Leser die Arbeit der IGP zu vermitteln, hatte das „Luxemburger Wort“ sich wiederholt schriftlich über eine im IGP-Jahresbericht angeführte Prozedur informiert, die wie folgt beschrieben wird: „Pour les cas d’usage d’armes à feu, l’IGP a élaboré une méthodologie d’analyse standardisée destinée à vérifier si les principes de la nécessité absolue, de la subsidiarité et de la proportionnalité ont été respectés.“ Erklärungen hierzu wären demnach eine Möglichkeit, die Arbeiten an dem Fall für die Öffentlichkeit nachvollziehbar zu machen, ohne mit dem Ermittlungsgeheimnis in Konflikt zu geraten. Die Anfragen blieben jedoch ohne Reaktion. Auf telefonische Nachfrage gab es nur die Auskunft, dass die schriftliche Anfrage eingegangen sei.

Ohne sich auf Gerüchte und Spekulationen einzulassen, bleiben nur wenige gesicherte Erkenntnisse zum Fall: Zur Vorgeschichte gibt es indes keine zuverlässigen Informationen. Fakt ist, dass Polizisten am Nachmittag des 11. April in der Nähe des Bonneweger Schwimmbads einen Autofahrer kontrollieren wollten. Nach einem ersten ungeklärten Zwischenfall auf einem Parkplatz am Dernier Sol, flüchtet der Fahrer in die Rue des Ardennes, wo der Wagen mit einem am Fahrbahnrand abgestellten Kastenwagen kollidiert. An Ende der Straße, an der Kreuzung mit der Rue Sigismond, stellt sich ein Polizist dem Fahrer in den Weg und gibt diesem klare Haltezeichen.

Schuss in die Windschutzscheibe

Der Mann hält kurz an, setzt einige Meter zurück und beschleunigt dann mit Vollgas auf den Beamten zu. Der Polizist feuert mindestens zwei Mal in augenscheinlicher Notwehr auf den Wagen. Eine Kugel trifft den Fahrer durch die Windschutzscheibe in den Kopf, eine zweite schlägt in der Fahrertür ein. Der Fahrer erliegt seinen Verletzungen. Der Wagen kommt an der Place Léon XIII an einem Baum zum Stehen.



Eine interne Prozedur, um dem Polizisten einen Anwalt zur Seite zu stellen, wird eingeleitet. Bis es zu einem ersten Gespräch mit diesem kommt, dauert es aber Tage.

Source Wort.lu


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