PRESSE Wort.lu Die Sache mit der Mütze

LOKALES 01.08.2018  Steve REMESCH

Sie ist nur ein Detail, aber eines, das ins Auge sticht. Bei der letzten Polizeireform wurde eine neue Mütze eingeführt, die dann aber nach wenigen Monaten wieder in den Spinden verschwand. Ein Rückblick auf eine Reformanekdote.

An diesem Mittwoch tritt die zweite Polizeireform in Kraft. Während es jetzt darum geht, die Polizei zu modernisieren und sie für die Herausforderungen der heutigen Zeit zu wappnen, ging es zum 1. Januar 2000 darum, aus zwei Korps ein einziges zu machen.

Das war kein einfaches Unterfangen. Besonders für Unruhe sorgte damals die Befürchtung, eine Verwaltung könnte die andere einfach schlucken. Die größere, die Gendarmerie, zählte kurz vor der Reform anderthalb Mal so viele Beamte als die Polizei.

Bleu-nuit statt Schwarz und Blau

Teil der neuen Philosophie der gemeinsamen Verwaltung sollte eine neue Uniform für das ganze Korps werden. Um die Beamten nicht dabei vor den Kopf zu stoßen, musste ein wohlüberlegter Kompromiss her. „Die Polizei hatte schwarze Uniformen, die Gendarmerie blaue“, erinnert sich Nico Hirsch, der damalige Direktor für Budget und Logistik in der Polizei. „Deshalb mussten wir zunächst schon bei der Farbe einen Kompromiss finden. Zusammen mit den politisch Verantwortlichen und den Gewerkschaften haben wir uns auf Bleu-nuit geeinigt, die perfekte Mischung zwischen Blau und Schwarz.“

Auch bei den Knöpfen wurde ein Konsens gefunden. Die Polizei hatte sechs Knöpfe und einen Stoffgürtel. Die Gendarmerie hatte nur vier Knöpfe und eben keinen Stoffgürtel. Der Kompromiss war dann eine Uniform mit fünf Knöpfen, ohne Stoffgurt, aber in Bauchhöhe genug Platz zwischen den Knöpfen für den Waffengurt.

Die Kappe als Sorgenkind

„Unser Sorgenkind war allerdings die Kappe“, erzählt Nico Hirsch. „Eine Überlegung, die ich mit in die Waagschale legte, war, dass wir, wenn wir eine neue Polizei erschaffen, auch ein neues Erscheinungsbild erstellen sollten. In puncto Uniformen sollte man nicht zu avantgardistisch sein. Eine Uniform unterliegt gewissen Regeln, die eingehalten werden müssen. Da gab es nicht viel Spielraum.“

Bis Anfang 2002 war die Mütze im Einsatz. Dann hieß es: „La police grand-ducale se remet à l'heure du képi“.
Bis Anfang 2002 war die Mütze im Einsatz. Dann hieß es: „La police grand-ducale se remet à l’heure du képi“.
Foto: Steve Heiliger / LW-Archiv

Dennoch wurde entschieden, einen Künstler einzubringen: den bekannten Modemacher Fernando Guzman. „Der hatte tolle Ideen, aber von Uniformen keine Ahnung“, lacht Nico Hirsch. „Wir haben viele Stunden zusammen verbracht, er hat viel gezeichnet und viel gebastelt. Das Ergebnis war stimmig. Die Uniform, wie sie damals entworfen wurde, steht auch heute noch immer nicht zur Diskussion.“

Nur bei der Vermessung der Beamten gab es scheinbar Schwierigkeiten. Denn die fertig konfektionierten Uniformen entsprachen nur in Ausnahmefällen den tatsächlichen Körpermaßen der Polizisten. Doch auch dieses Problem war irgendwann gelöst.

Képis und Kappen aus aller Welt

Um das richtige Design für die neue Polizeimütze zu finden, wurde zunächst ein Tisch mit einer großen Sammlung von Kappen und Képis aus aller Welt zusammengestellt und gemeinsam mit dem Minister und den Gewerkschaften alles liquidiert, was nicht zu Luxemburg und zur neuen Polizei passte.

„So haben wir uns langsam einer präziseren Vorstellung genähert“, erläutert der damalige Polizeioffizier Hirsch. „Es sollte keine Russenkappe sein, der Deckel sollte dezent bleiben und keine Kopie der Armeekappe. Zudem ging es darum, etwas Neues zu schaffen, weg vom napoleonischen Képi. Wichtig war, dass das Farbenspiel, die Broderien und das neue Logo ihren Platz fanden.“ Nico Hirsch wiederholt ein weiteres Mal, dass alle Entscheidungen gemeinsam mit den Personalvertretern und der Politik getroffen wurden.

Die Kappe wurde schließlich bestellt, produziert, verteilt, und die Polizisten trugen sie. „Dann kam auf einmal nach anderthalb Jahren die Order von ganz oben, eine neue Kappe müsse her“, meint Nico Hirsch. „Ich war verantwortlich für Budget und Logistik“, unterstreicht er. „Ich habe mich immer bemüht, das Budget mit größter Sorgfalt zu verwalten. Wir haben so viel Geld ausgegeben, damit jeder eine schöne und saubere Kappe erhält, und dann das. Ich war damals richtig wütend, auch wegen der vielen Arbeit und der vielen Stunden, die wir investiert hatten.“

Ein sachliches Argument, warum die Kappe nach so kurzer Zeit wieder abgeschafft und ein neues Képi entworfen werden musste, habe er bis heute nicht gehört, betont Nico Hirsch.

„Eng Musekskap“

Wenn Hirsch von einer Entscheidung von „ganz oben“ spricht, dann meint er den damaligen Innenminister Michel Wolter. „Ich habe keinen Plan, wovon Sie sprechen“, meinte der allerdings gestern auf Nachfrage. Er könne sich beim besten Willen nicht an eine solche Begebenheit vor 17 Jahren erinnern.

Der frühere Polizeigewerkschafter Camille Weydert erinnert sich jedoch ganz genau. „Außer Nico Hirsch, Marcel Reiter und den Offizieren in ihrem Umfeld wollte eigentlich niemand diese neue Kappe“, meint er. „Das Képi hatte Tradition in beiden Korps. Selbst Politiker lachten über ‚déi Musekskap do‘. Insbesondere dem Premierminister Jean-Claude Juncker war sie ein Dorn im Auge. Die musste einfach weg.“

 

Source Wort.lu

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