Die Armee muss attraktiver werden, hieß es am Dienstag bei der Jahresversammlung des Syndicat professionnel de la force publique (SPFP). Foto: Guy Wolff
Die Lösung für die Rekrutierungsprobleme beim Staat führt über die Armee, betonte am Dienstag die Gewerkschaft SPFP, die ganz nebenbei noch den Rücktritt des Armeegenerals fordert.
Es muss sich etwas ändern, damit die Berufe in Uniform wieder interessant werden, hieß es am Dienstag bei der Jahresversammlung des Syndicat professionnel de la force publique (SPFP), der die gemeinsamen Interessen der Polizeigewerkschaft SNPGL und der Armeegewerkschaft SPAL vertritt. Und der SPFP liefert gleich mehrere Lösungen, die mit der Unterstützung von anderen Gewerkschaften aus dem Staatsdienst ausgearbeitet wurden.
Dabei ist zumindest ein Teil der Vorschläge nicht neu, denn sie sind bereits dem ehemaligen Armeeminister Etienne Schneider unterbreitet worden, betont der SPFP-Präsident Pascal Ricquier. Doch Armeegeneral Alain Duschène, der ohnehin ein schwieriges Verhältnis zu Gewerkschaften pflegt, hat nichts davon wissen wollen – genauso wie der Verwaltungschef der Polizei, Philippe Schrantz, der ebenfalls an dem Treffen beteiligt war.
Perspektiven für Armeevolontäre
Ein Kernproblem ist, dass den Armeevolontären, die nach der elften Klasse den Dienst in den Kasernen am Herrenberg antreten, keine Perspektive mehr geboten wird – außer vielleicht als Unteroffizier oder Polizeibrigadier. Früher sei das anders gewesen. Damals sei man zur Armee gegangen, weil man später eine sichere Arbeitsstelle im Staatsdienst in Aussicht hatte. Eine Ausweitung der Berufsmöglichkeiten käme auch allen anderen Berufen in Uniform zugute. Denn überall kämpfe man mit denselben Problemen und fische bei der Rekrutierung aus demselben Topf.
Um Armeeangehörigen eine Perspektive zu bieten, sei es beispielsweise wichtig, diesen die Möglichkeit zu bieten am Herrenberg die zwölfte Klasse und schließlich auch das Abitur zu absolvieren, so SPFP-Präsident Pascal Ricquier. Viele Volontäre kämen im normalen schulischen Umfeld nicht zurecht und würden eben deswegen zur Armee gehen, hieß es weiter. Ein Ausbau der Bildungsmöglichkeiten bei der Armee könne jungen Menschen einen Lebensweg eröffnen, der ihnen bislang verwehrt bliebe.
Gilles KAYSER
Auf der Suche nach weiteren Lösungen hat sich der SPFP über Monate mit anderen Gewerkschaften, etwa jenen der Polizei, der Armee, des Zolls, der Gefängnisaufseher, des CGDIS, der Briefträger und der Agents municipaux an einen Tisch gesetzt, um ein Konzept auszuarbeiten.
Schulausbildung für Uniformträger
Teil davon und somit ein weiterer Lösungsansatz für die Rekrutierungsprobleme im öffentlichen Dienst ist für den SPFP die Schaffung eines neuen Sekundarschullehrgangs. Pascal Ricquier spricht in diesem Zusammenhang von einer „Filière en uniforme“, die den Schülern einen sehr frühen Einblick in den öffentlichen Dienst ermöglicht und sie gezielt auf diesen vorbereitet.
Dem pflichteten am Dienstag auch weitere Redner bei. So hob etwa der Präsident der Association des agents municipaux, Nico Thill, hervor, dass es bislang vielen Berufsanfängern an Kenntnissen über das Land, die Institutionen, die Verwaltung und die Gesetze fehle.
Die Bedeutung einer besseren Grundausbildung untermauerte auch Michel Block, Präsident der Assocation des agents pénitentiers.
Raymond Juchem, Präsident der Bréifdréieschgewerkschaft verwies indes auf die Werte, die ihm bei der Armee vermittelt worden sind und die heute im Beruf fehlen: Teamarbeit, Disziplin und Arbeitssinn.
Lynn Luciani, die Präsidentin der Douanesgewerkschaft, bekräftigte, dass für viele der heutigen Aufgaben ein Schulabschluss notwendig ist. Sie hob hervor, dass das Savoir-vivre, das jungen Menschen bei der Armee vermittelt wird, inzwischen verloren gehe.
Foto: Gilles Kayser
Causa Schleck: SPFP fordert Rücktritt des Generals
Die Militärführung hat den Präsidenten der Armeegewerkschaft,
Christian Schleck, strafversetzt, erklärt SPFP-Präsident Pascal Ricquier
am Dienstag bei deren Jahresversammlung.
Das sei ein No-Go und verfolge einzig und allein das Ziel, gewerkschaftliche Arbeit in der Armee unmöglich zu machen. Und die Regierung toleriere dieses Vorgehen einfach.
Armeegewerkschafter unter Beschuss
Der Urheber dieser Entscheidung müsse zur Verantwortung gezogen und abgesetzt werden. Ricquier nennt zunächst keinen Namen, es ist aber klar, dass es sich dabei nur um den Chef des Armeestabs, General Alain Duschène, handeln kann.
„Es darf nicht sein, dass ein Gewerkschafter, der die Mitglieder
seines Syndikats schützt, weil das sein Job ist, von einem
Verwaltungschef erniedrigt und versetzt wird“, so Pascal Ricquier,
der von einem illegalen Eingriff und von schwerwiegendem Machtmissbrauch
auf höchster Ebene spricht. „Deshalb fordern wir den Rücktritt des
Stabschefs der Armee.“
Misstöne in der Armee: General dementiert – Gewerkschaft legt nach
Die SPFP werde nicht stillhalten, bis es ein ordentliches Disziplinarverfahren gegen den Armeechef mitsamt entsprechenden Konsequenzen gebe. Darüber hinaus habe der Stabschef sich geweigert, den Personalvertretern aus der Armee eine Freistellung vom Dienst für die Gewerkschaftsversammlung am Dienstag zu erteilen, obwohl diese bereits von Ressortminister François Bausch genehmigt worden war.