LOKALES 23/11/2020
Behörden setzten in den vergangenen Monaten verstärkt auf Digitalisierung. Die Polizei war vielen bereits einen Schritt voraus.
(m.r.) – Die sanitäre Krise hat die Welt zum Umdenken gezwungen. Körperlicher Kontakt geht stets mit einer Ansteckungsgefahr einher, und so mussten neue Mittel und Wege gefunden werden, um das gesellschaftliche Leben zum Teil anders zu gestalten. Die Digitalisierung verschiedener Abläufe spielte dabei in den vergangenen Monaten eine wichtige Rolle. Davon waren nicht nur Bereiche wie Lebensmitteleinkäufe oder soziale Kontakte betroffen. Auch die Behörden setzten verstärkt auf Digitalisierung.
Die Polizei war in diesem Zusammenhang vor Beginn der Pandemie bereits vielen einen Schritt voraus. Denn Luxemburg bietet bereits seit Juli 2018 und damit nach den Niederlanden als zweites EU-Land ein virtuelles Kommissariat – das e-commissariat – an.
Wie eine Polizeisprecherin auf Nachfrage bestätigt, sei der Dienst im Zuge der sanitären Krise verstärkt genutzt worden. Zwischen Anfang Januar und dem 1. November seien rund 4.580 Anfragen eingegangen, im Vorjahr waren es in der gleichen Zeitspanne 3.140.
Blick ins Detail
Aufgrund der sanitären Krise werden aber nicht alle Funktionen des Dienstes unbedingt mehr genutzt. So hätten in diesem Jahr deutlich weniger Personen das virtuelle Kommissariat genutzt, um eine längere Abwesenheit zu melden. Im Zuge ihrer präventiven Patrouillen wirft die Polizei dann nämlich einen Blick auf die registrierten Häuser, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist. Da Verreisen in diesem Jahr eben nur eingeschränkt möglich war, nutzten weniger Personen diesen Dienst.
Einbrechern voraus sein: Vorbeugung und Verhalten
Während des ersten Lockdown seien zudem im April und Mai weniger Kraftstoffdiebstähle über den Dienst gemeldet worden. Allgemein würden aber immer mehr solcher Vorfälle über das e-commissariat angezeigt werden.
Insgesamt sei man bei der Polizei mit der Entwicklung der Nachfrage beim virtuellen Kommissariat zufrieden, so die Sprecherin. Besonders in Zeiten der sanitären Krise sei es wichtig, über ein solches Angebot zu verfügen. So könne in weniger dringenden Fällen soziale Distanzierung gewährleistet werden, ohne dass Bürger auf die Dienste der Polizei verzichten müssten. Zeitgleich würden auch die Kommissariate entlastet.
Neben dem Anzeigen von einfachen Diebstählen, also ohne Gewaltanwendung, und dem Eintragen von Abwesenheiten bietet das e-commissariat noch weitere Möglichkeiten. Unter anderem können Bürger den Verlust eines Gegenstandes melden, eine Fundmeldung aufgeben oder einen Fahrzeugschaden bei der Polizei melden. Das Melden von Wildunfällen ist seit April dieses Jahres nicht mehr möglich. Dies, weil Versicherungen hierzulande bei solchen Zwischenfällen kein entsprechendes Formular mehr verlangen.
Minderjährige Opfer
Auch im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch von Minderjährigen kann die Polizei über das Internet kontaktiert werden. So können mutmaßliche Grooming-Fälle der Polizei gemeldet werden, also wenn Erwachsene Beziehungen zu Minderjährigen aufbauen, um diese dann zu sexuellen Handlungen zu verführen. Auch Fälle von Sextourismus im Zusammenhang mit Kindern können online gemeldet werden.
Fahrraddieben auf der Spur
Das virtuelle Kommissariat ist über die Internetseite der Polizei und über Guichet.lu sowie über die Handy-App Police.lu abrufbar. Um Anzeige zu erstatten, muss man sich über Luxtrust identifizieren – etwa mit dem Personalausweis oder einem Token.
Über Guichet.lu sind weniger Dienste verfügbar, als über die Polizeiseiten. Dafür gibt es dort zusätzlich die Möglichkeit, sich an die Inspection générale de la police (IGP) zu wenden, um mutmaßliches Fehlverhalten von Polizisten zu melden.
Menschen, die keinen Internetzugang haben, können sich natürlich weiterhin auf dem herkömmlichen Weg mit der Polizei oder IGP in Verbindung setzen. Bei Notfällen sollte man sich natürlich weiterhin über die Notrufnummer 113 an die Polizei wenden.