PRESSE Wort.lu Ausschreitungen bekommen Nachspiel

Gewaltausbruch am Nationalfeiertag

LOKALES 28/06/2021 Steve REMESCH

Durch vielfaches Kopieren: Sehr undeutliche Handybilder zeigen den Polizeieinsatz gegen 2.30 Uhr am Nationalfeiertag.

Nach gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und Polizisten am Nationalfeiertag werden Ermittlungen auf zwei Ebenen geführt.

Die Ausschreitungen am Vorabend von Nationalfeiertag in der Hauptstadt bekommen ein Nachspiel. LW-Informationen zufolge, und wie auch bereits von Radio 100,7 am Montag berichtet, wurden einerseits Ermittlungen gegen mögliche Tatbeteiligte wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt eingeleitet. Andererseits prüft die Inspection générale de la police, ob es möglicherweise ein Fehlverhalten seitens der Polizei gegeben hat. 

Hintergrund dieser Untersuchungen sind schwere Gesichtsverletzungen bei einem jungen Mann. Er soll unbestätigten Informationen zufolge mehrere Knochenbrüche im Gesicht sowie Verletzungen an einem Auge davongetragen haben.

Ein Verletzter am Boden

Dem „Luxemburger Wort“ liegen sechs Videos vor, die derzeit in sozialen Medien verbreitet werden, die einzelne Szenen aus der Nacht zum Mittwoch in der Altstadt zeigen. Auf einem der Handyvideos, die inzwischen vielfach kopiert wurden und deshalb von eher schlechter Qualität sind, sind Polizisten zu sehen, die eine Menschenmenge auseinandertreiben. In dem 15-sekündigen Clip sticht ein Polizist hervor, der mehrfach mit dem Schlagstock auf umstehende Personen schlägt. Die Schläge zielen erkennbar auf die Oberarme der Passanten.

In einem weiteren zwölfsekündigen Clip liegt ein Mann in Höhe des Fischmarkts auf dem Boden. Sein Gesicht ist sichtbar blutverschmiert. Er liegt auf dem Rücken, trägt eine schwarze Jacke, ein graues T-Shirt mit weißer Aufschrift und eine Jeanshose. Hinter ihm stehen mehrere Polizisten in angespannter Haltung. Die Szene ist aus nächster Nähe gefilmt. Das Video ist mit dem Schriftzug „Ça vas pas se passer comme ça“ versehen.

Eine schwierige Festnahme

Zwei weitere Videos, wovon eines ein Zusammenschnitt ist, zeigen die Festnahme eines jungen Mannes in hellblauer Hose und weißem Tanktop-T-Shirt gleich hinter dem großherzoglichen Palast. Der Mann setzt sich heftig zur Wehr. Mehrere Beamte sind notwendig, um den Mann zu überwältigen. Dieses Video wird insbesondere in den sozialen Netzwerken Snapchat und Tiktok gemeinsam mit Angaben verbreitet, die auf den ersten Blick nicht zutreffen können.

So heißt es mitunter, der Mann, der hier überwältigt wird, sei das später schwerverletzte Opfer. Zudem heißt es, dass auf diesen Bildern ein Polizist zu sehen sei, der den auf dem Boden Liegenden mit Füßen gegen den Kopf trete. Doch obwohl die Aufnahmen stark verwackelt sind, sind dort keine Tritte zu erkennen und die Kleidung des Mannes entspricht nicht jener des blutenden Opfers auf den anderen Bildern. Ein kurzes flackerndes Licht, das in Botschaften als Elektro-Taser dargestellt wird, stammt augenscheinlich von der Taschenlampe eines Polizisten.

Auf mehreren Sequenzen sind andere Personen zu sehen, welche die Polizisten filmen. Somit ist davon auszugehen, dass es noch weitere Bilder gibt, die die Vorgehensweise der Beamten dokumentieren. Entsprechende Bilder liegen bislang jedoch nicht vor. Auf der Rückseite des großherzoglichen Palasts gibt es ferner mindestens zwei hochauflösende Videoüberwachungskameras. Sie könnten maßgeblich zur Aufklärung der Vorfälle von Nationalfeiertag beitragen.

Foto eines einzelnen Polizisten wird verbreitet

Ebenfalls auf Snapchat kursiert inzwischen auch das Foto eines einzelnen Polizisten, der mit einem grünen Pfeil gekennzeichnet wird. Das Bild wird sowohl mit Drohungen gegen den Beamten, wie etwa « salle fdp tu vas regretter », als auch mit dem Aufruf, den Beamten zu identifizieren geteilt. Er wird in den Botschaften für den Zustand des schwerverletzten Mannes verantwortlich gemacht. 

Allerdings sind die Umstände, wie es zu den Verletzungen kam, vorliegenden Informationen zufolge noch nicht geklärt. Ein rechtsmedizinisches Gutachten dürfte aber ganz sicher Klarheit darüber schaffen, ob die Verletzungen von einem Schlag mit einem Schlagstock, einem Sturz oder etwa einem Flaschenwurf stammen.

Denn tatsächlich – und das ist auch teils auf den Videobildern zu erkennen – sollen Flaschenwürfe gegen Polizeibeamte entscheidend zu Eskalierung beigetragen haben. 

Immer wieder eine Gruppe

Wie aus Polizeikreisen zu erfahren ist, sei vor den Ausschreitungen eine Gruppe von stark betrunkenen jungen Menschen bereits zweimal aufgefallen. Diese Personen hätten die Polizisten offensiv beleidigt, einzelne Beamte bedrängt, bedroht und geschubst.

Als es ein drittes Mal zu einer Konfrontation gekommen sei, habe man entschieden, die Personalien von einzelnen Personen aus der Gruppe festzustellen. Beim Versuch dieser Personenkontrollen sei es sofort zu schweren Handgreiflichkeiten und Schlägen gekommen, bei denen insgesamt drei Beamte verletzt wurden. Zudem hätten sich immer mehr Menschen eingemischt, die die Polizisten umkreist und bedrängt hätten. Nach Flaschenwürfen sei es dann zum Schlagstockeinsatz gekommen.

Klar ist, die im Internet verkehrenden Videoaufnahmen aus der Nacht zeigen jeweils nur wenige Augenblicke. Die Darstellung der beteiligten Parteien vermitteln nur den eigenen Standpunkt und die Klärung der Sachlage wird sicher noch Zeit in Anspruch nehmen.  Laut Pressestelle der Justiz ist es auch das, was derzeit geschieht: Es wird untersucht, was in dieser Nacht überhaupt geschehen ist, und wer was getan hat. Dabei befasst sich die Polizei mit Ermittlungen wegen der Angriffe auf Polizeibeamte, die Inspection générale de la police mit dem Vorgehen der Polizei. 

Source Wort.lu

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