Vorwurf der illegalen Vorteilsnahme Lokales 12.05.2022
Der Polizei-Regionaldirektor für den Norden soll versucht haben, einen Kandidaten in einem Einstellungsverfahren durchzuboxen. Nun steht er vor Gericht.
(SH) – Als die Staatsanwaltschaft aus Diekirch vor rund zwei Jahren meldet, dass wegen illegaler Vorteilsnahme Ermittlungen gegen den Polizei-Regionaldirektor für den nördlichen Bezirk, Bob Leesch, aufgenommen wurden, schlägt die Nachricht hohe Wellen. Einzelheiten zu den Tatvorwürfen bleiben jedoch komplett unter Verschluss.
Nun hat vor dem Bezirksgericht Diekirch der Prozess gegen Bob Leesch begonnen. Und die Verhandlung gewährt einen Einblick in ein Rekrutierungsverfahren, das so nicht hätte ablaufen sollen. Denn bei dem Einstellungsverfahren soll der Beschuldigte mit Nachdruck versucht haben, einen vom ihm bevorzugten Kandidaten für eine Stelle als zivilen Mitarbeiter für die Fahrzeug-Verwahrstelle der Polizei (Fourrière) durchzuboxen. Dabei soll er es unterlassen haben, die drei weiteren Mitglieder jener Kommission, die ihre Empfehlung für die Besetzung des Postens aussprechen sollte, darüber zu informieren, dass er selbst weitläufig mit dem Kandidaten verwandt ist. ADVERTISING
Drei gegen einen
Als sich die drei weiteren Mitglieder für einen anderen Mann aussprachen, soll sich Bob Leesch gar auf seine „Direkteschkap“ berufen haben, um „seinen“ Kandidaten doch noch platziert zu bekommen. Geklappt hat das am Ende nicht. Denn als der Personalchef darüber informiert wurde, dass sich die Kommission nicht auf einen Kandidaten einigen konnte, setzte er sich mit den Mitgliedern zusammen und entschied sich für jenen Mann, für den es den größten Konsens gab.
Ermittlungen gegen ranghohen Polizisten
Wie den Zeugenaussagen vor Gericht zu entnehmen ist, soll dieser Mann „eindeutig der beste“ Kandidat gewesen sein, während jene Person, die vom Regionaldirektor unterstützt wurde, dem Profil nicht entsprochen habe. Er soll gar der schwächste jener sechs Kandidaten gewesen sein, die es in die Endrunde geschafft hatten.
Ein Besuch auf der Verwahrstelle
Überhaupt wirft die Zusammensetzung dieser Endrunde Fragen auf. So wurde dabei eine Frau, die sich beim Verantwortlichen der Fourrière vorgestellt und aufgrund ihrer Qualifizierungen einen guten Eindruck hinterlassen hatte, nicht mehr berücksichtigt. Dies, obwohl der Verantwortliche seinem Vorgesetzten – dem Regionaldirektor, der die Auswahl getroffen hatte – schriftlich mitgeteilt hatte, dass er die Frau für eine geeignete Kandidatin hielt.
Der Regionaldirektor soll daraufhin erklärt haben, dass der Posten eher für einen Mann geeignet sei, da es auf der Verwahrstelle manchmal etwas rauer zugehe. Ein Auswahlkriterium aufgrund des Geschlechtes konnte oder wollte im Zeugenstand jedoch niemand bestätigen.
Die Richter werden sich unterdessen auch mit der Frage befassen müssen, inwiefern Bob Leesch versucht hat, den weiteren Mitgliedern der Kommission seine familiären Beziehungen zu dem Kandidaten zu verheimlichen. Dass der Direktor und der Kandidat sich kannten, wusste zumindest der Verantwortliche der Fourrière. Denn der Beschuldigte war im Vorfeld der Einstellungsgespräche gemeinsam mit seinem Kandidaten auf der Verwahrstelle vorstellig geworden.
Ranghoher Polizist versetzt
Auch die anderen Mitglieder sollen von der Verwandtschaft gewusst haben. Eine klare Aussage in diesem Zusammenhang soll Leesch vor den weiteren Kommissionsmitgliedern jedoch nicht gemacht haben. Genau das – und etwas Zurückhaltung – wäre in den Augen der anderen Kommissionsmitglieder aber der richtige Weg gewesen. Der Kandidat selbst hatte unterdessen in einem Fragebogen angegeben, mit der Ehefrau des Regionaldirektors verwandt zu sein.
Der Prozess wird am 23. Mai mit der Anhörung des beschuldigten Ex-Regionaldirektors und dem Strafantrag der Staatsanwaltschaft fortgesetzt.